Roadtrip Dahoam – Eine Reise durchs Weißbierdorado
03:58Bayern ist bekannt für die CSU, Trachten und Bier. Auf letzteres kann der Freistaat wahrlich Stolz sein, denn die vielfältige Brauereienlandschaft der oberbayerischen Dörfer zwischen malerischen Bergen und Seen sucht seinesgleichen. Deshalb laden wir euch ein, die eintönige „Preußische“ Welt von Bitburger und Krombacher zu verlassen und bei unserem Roadtrip Dahoam auf der Suche nach der besten Maurerbrause die Biergärten des Alpenvorlands zu durchforsten.
Klosterbrauerei Andechs – mittelalterliche Braukunst
Liquida non frangunt
ieiunium – Flüssiges bricht das Fasten nicht, lautete das Kredo der Mönche im
Mittelalter. Bis zu fünf Liter soll ein Bruder ganzjährig pro Tag konsumiert
haben. Da macht sogar das Fasten Spaß. Den Klerikern haben wir in Deutschland
wohl unsere vielfältige Bierkultur zu verdanken. Schon seit dem Jahr 1455 sollen in Andechs Mönche mit Hopfen und Malz
hantieren. Dabei sind die Benediktiner besonders bekannt für den Doppelbock
Dunkel mit sportlichen 7,1% Alkohol, welcher ganzjährig gebraut und vertrieben
wird. Ansonsten ist aber noch Helles, Dunkles und Weißbier in der
Produktpalette zu finden. Besonders stolz ist man auf die traditionelle
Brauweise, die im Vergleich zu heute üblichen Verfahren mehr Zeit in Anspruch
nimmt, aber besser für die Qualität sein soll. Das Bier ist weit über die
Landesgrenzen hinaus bekannt und ein paar Kästen der jährlich ausgestoßenen
100.000 hl finden ihren Weg sogar bis ins ferne Japan. Nicht nur Bierliebhaber,
sondern auch Wallfahrer besuchen den Ort am Ammersee. Jedes Jahr treten rund
30.000 Pilger den Fußmarsch zum Kloster von Andechs an, von denen aber
wahrscheinlich die meisten am Ende des Tages im Bräustüberl landen. Auf dem
sogenannten Heiligen Berg neben der Klosterbrauerei selbst gelegen ist dieser Biergarten
wohl der beste Ort um alle Sorten einmal auszuprobieren.
Hier geht`s zum Bräustüberl.
Hier geht`s zum Bräustüberl.
Herzoglich Bayerisches Brauhaus Tegernsee – royale Gerstenkaltschale
Die nächste Station führt uns abermals an
einen eine Klosterbrauerei am See. Ehemalige Klosterbrauerei zwar - denn Mönche
werkeln hier schon lange nicht mehr - aber dafür umso königlicher. Das
Unternehmen ist nämlich Eigentum von Herzogin
Maria Anna in Bayern, der Ururenkelin des letzten bayerischen Königs Ludwig
III. Hört sich nach viel Tradition an und tatsächlich soll schon im Jahr 1050
in Tegernsee das erste Mal Bier gebraut worden sein. Zum Sortiment gehören
Helles, Dunkles, Pils, Doppelbock und ein Winterbock, wobei das Tegernseer Hell
der Klassiker der Brauerei ist. Der See, bzw. der gleichnamige Ort liegen
zwischen den nördlichsten Ausläufern der Alpen und falls um 20:15 Uhr im
Dritten eine kitschige Reportage über Bayern gezeigt wird, dann ist es nicht
unwahrscheinlich, dass die Bilder am Tegernsee geschossen wurden. Am besten
probiert man das lokale Flüssigbrot im Herzoglichen Bräustüberl, welches direkt
im Westflügel des ehemaligen Klosters angesiedelt ist. Die geschäftstüchtigen
Betreiber haben sogar einen Shop eröffnet, indem sich Souvenirs rund um das
Thema Bier erwerben lassen. Darüber hinaus werden Ballonfahrten organisiert,
die man aber vorzugsweise vor der vierten Maß antreten sollte. Sogar einen
schmucken Werbefilm haben sie gedreht, der selbst abstinente Veganer dazu
verleitet Weißbier und Brotzeitplatte zu bestellen.
Hier geht`s zum Werbefilm und zum Bräustüberl.
Hier geht`s zum Werbefilm und zum Bräustüberl.
Schlossbrauerei Maxlrain – Unsereiner trinkt Maxlrainer
Am Waldrand, zwischen Tuntenhausen und Bad
Aibling liegt der beschauliche Ort Maxlrain mit seinem Schlösschen. Aber noch
viel mehr als das Anwesen aus dem 16. Jahrhundert interessiert uns die Brauerei
aus dem 17. Jahrhundert. Mit dem Anspruch, das beste Bier des Landes zu brauen,
legen die Braumeister aller oberste Priorität auf Qualität. Ganz nach dem Motto
„Craftbier seit 1636“, mit Hopfen aus der Hallertau, Gerste vom Nachbarhof und
Wasser aus der eigenen Quelle. Selbst die Bundesregierung scheint sich an dem
Gerstensaft zu berauschen, denn 2012 und 2016 ging der Titel der Brauerei des
Jahres nach Maxlrain. Ähnlich beeindruckend wie die Qualität ist auch die
Quantität, denn hier findet man mehr Sorten als der Ort Einwohner hat. Ganze 16
Biere wie Helles, Weißbier, Pils, Zwickl, Doppelbock, Alkoholfreies und weitere
stehen zu Wahl. Wer direkt in Maxlrain bechern will, der hat jetzt zwei
Möglichkeiten: Die Schlosswirtschaft oder das Bräustüberl. Beide Gaststätten
glänzen mit wunderschönem Biergarten. Dabei ist das Bräustüberl eher rustikal
und man bestellt Haxn oder Wurstsalat. Die Schlosswirtschaft ist bekannt für
gehobene bayerische Küche und hat, wie der Name schon vermuten lässt, einen
eher aristokratischen Charakter. Aristokratisch für südostoberbayerische
Verhältnisse natürlich. Unübertreffbares Highlight der
Schlossbrauerei ist für mich aber der kostenlose hauseigene Klingelton. Take a listen: zum Klingelton.
Hier geht`s zum Bräustüberl und zur Schlosswirtschaft.
Rosenheim – die bessere
Wiesn
Das Münchner Oktoberfest ist das größte
Volksfest der Welt und zieht jedes Jahr Besuchermassen aus aller Herren Länder
an. Natürlich hat das ganze auch seine Berechtigung. Wer allerdings etwas
gediegener und noch ein Stück traditioneller saufen möchte und nicht unbedingt
Englisch mit seinen Tischnachbarn reden will (oder kann), der sollte lieber zur
Rosenheimer Wiesn kommen. 2019 wird das Volksfest vom 31. August bis zum 15.
September stattfinden, weshalb auch das Wetter etwas besser sein sollte als
beim großen Bruder in München. Die beiden hiesigen Brauereien Flötzinger und
Auer sind mit jeweils einem Festzelt mit Biergarten vertreten. Kinder haben bei
dieser Station ausnahmsweise auch mal etwas zu tun, denn hier gibt es natürlich
Riesenrad, Achterbahn, Autoscooter und Co.
Das Flötzinger Bräu wurde offiziell 1543
gegründet und um das zu zelebrieren wurde auch die bekannteste Sorte so
benannt: 1543 Hefe-Weisse (übrigens auch mein Favorit). Wer gerne eine große
Auswahl hat, der ist hier an der richtigen Adresse, denn sage und schreibe 23 Sorten
werden produziert. Wenn man nicht zur Wiesnzeit kommt, oder ein bestimmtes Bier
probieren möchte, dem stehen die meisten Exemplare im Flötzinger Bräustüberl
(natürlich mit hübschem Biergarten) zur Verfügung.
Hier geht`s zum Bräustüberl.
Hier geht`s zum Bräustüberl.
Camba Bavaria –
Weißbier-Mekka
Wer nach der perfekten Synthese aus
bayerischer Biertradition und der Craftbeer-Bewegung sucht, der wird in Seeon
fündig. Die Betreiber bieten neben den Klassikern wie Helles oder Weißbier auch
außergewöhnliche Sorten, wie z. B. Camba Black Shark oder Camba Milk Stout –
Bourbon. Wenn ihr jetzt nicht genau wisst, was das sein soll, habt ihr ja bald
die Möglichkeit eure Bildungslücke zu schließen, indem ihr an einer Bierprobe
teilnehmt. Jeden Mittwoch kann man in der Truchtlachinger Biererlebniswelt
(unweit von Seeon) verschiedene Bierstiele kennenlernen. Wer aber etwas auf
sich hält bleibt nicht bei einer simplen Verkostung, sondern entscheidet sich
für einen ganzen Erlebnisbrautag. Bei diesem 8 Stunden langen Kurs belegt man
das Fach „Biergeschichte“ während man parallel an seinem leckeren
Camba-Weißbier nuckelt. Der Clou ist aber, dass man seinen eigenen Biersud
brauen kann. Wow! Natürlich sind auch ein ordentliches Weißwurstfrühstück und
eine Brotzeitplatte am Start. Wem das alles zu viel Tohuwabohu ist,
kann auch einfach im Biergarten in Truchtlaching direkt an der Alz die
Bierkarte hoch und runter bestellen. Camba Bavaria ist wirklich etwas
Besonderes und ein mehr als gelungener Abschluss unserer Reise durchs
Weißbierdorado.
Eine Liste mit allen Sorten und genauen
Informationen findet ihr hier:
Und hier geht`s zum Camba-Bier-Lexikon und zu den Tickets für die Events.
Was ist euer persönlicher Favorit?
Schreibt es in die Kommentare! Und falls ihr denkt wir haben nicht alle
Klassiker der Gegend abgedeckt, cool bleiben. Bald kommt nämlich der Roadtrip
Dahoam Teil 2.
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